Liebe Gemeinde,
wissen Sie, welches das meistinterpretierte Lied aller Zeiten ist? Eine internationale Gesellschaft, die sich The Summertime Connection nennt, hat über 71 000 Aufnahmen des Stückes gezählt. Summertime ist der Titel der bekanntesten Arie aus der Oper „Porgy and Bess“ von George Gershwin. Als eigenständiges Lied hat es seitdem seinen Siegeszug angetreten. Woher kommt der unglaubliche Erfolg von Summertime? Ein amerikanischer Musikkritiker erklärt es damit, dass der Liedtext „voller religiöser Bilder“, das Lied „nicht nur ein Wiegenlied, sondern auch ein Spiritual“ ist.
Im Sommer fühlt sich das Leben leichter an. Vielleicht stehen auch Sie morgens hin und wieder mit einem Lied auf den Lippen auf. Und weil Sie mehr im Freien sind, könnten Sie manchmal die Flügel ausbreiten und zum Himmel fliegen. Davon jedenfalls erzählt der Song. Ich selbst mag besonders die ganz klassische Version von Ella Fitzgerald im Duett mit Louis Armstrong.
Sommer. Das heißt für viele auch Urlaub. Den Alltag hinter sich lassen mit seinen Routinen, seinen Pflichten, seiner Vertrautheit. Wir sind offener und bereit, Neues zu entdecken, uns auf Neues einzulassen, die Flügel auszubreiten und zum Himmel zu fliegen. Für viele gehört es zum Sommerurlaub dazu, in eine Kirche zu gehen, sich dort für eine Zeit in die Bank zu setzen, Stille, Bilder, die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Oder auch einem Orgelkonzert zu lauschen, offen zu werden für die Stimmen, die sich tief innen melden, ein Gebet zu sprechen, eine Kerze anzuzünden. Wenn es gut war, kommen wir aus einem Sommerurlaub mit neuer Tatkraft, neuen Ideen zurück, vielleicht sogar bereit, unserem Leben eine neue Ausrichtung zu geben.
Sommer. Das heißt vor allem für die Mölkauer, das 700. Jubiläum ihres Ortes zu feiern. Ich fand es in Vorbereitung darauf besonders spannend, etwas über die Herkunft des Namens zu lesen. Das Dorf Mölkau, so schreibt Wikipedia, wurde erstmals 1324 als Mylkowe urkundlich erwähnt. Das Gut war einst ein Sitz derer von Milkau, die dem Ort ihren Namen gaben. Der Name leitet sich letztlich von der slawischen Wurzel mil- her – was soviel wie Liebe bedeutet. Mölkau – ein Ort der Liebe. Das gefällt mir. Als Kirchgemeinde möchten wir gern zu einem guten Miteinander in unserem Ort beitragen. Miteinander versuchen wir das zu leben. Das wollen wir gern ausstrahlen. Mal gelingt uns das besser, mal schlechter. Das ist auch unsere Botschaft, die gute Nachricht von der Liebe. Es ist die Botschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen. Wenn wir uns dafür öffnen, dann kann auch ein liebevollerer, respektvollerer, barmherzigerer Umgang miteinander daraus wachsen. Auf einen Nenner gebracht hängt diese Botschaft gerade in unseren Schaukästen: „Herz statt Hetze“. In diesem Sinne wünschen wir allen Mölkauern und allen Mitfeiernden einen schönen Festsommer.
Ihr und Euer Pfarrer Johannes Markert
Was uns am Herzen liegt…
Die gesellschaftliche Gegenwart in Deutschland im Wahljahr 2024
Stellungnahme vom 13.03.2024
Wir wissen um die gegenwärtigen Gegebenheiten in unserer Gesellschaft und blicken ihnen mit wachsender Sorge entgegen – auch den Zerwürfnissen, die sich dadurch ergeben und die vor der Kirche in Deutschland und Sachsen sowie vor unseren eigenen Gemeinden nicht Halt machen.
Wir hören, dass Kirche aufgefordert wird, weniger politisch, dafür aber näher am Menschen zu sein; sich weniger um die großen Krisenlagen rund um Flucht und Schöpfung zu bemühen, sondern mehr um die Menschen vor Ort und um ihr ureigenes Geschäft, die Theologie.
Wir erinnern uns dabei aber auch an die verheerenden Folgen, die das Schweigen großer Teile der Kirche im vergangenen Jahrhundert mit sich brachte. Wir sehen uns, wegen dieser historischen Verantwortung, besonders in der Pflicht, für jene Werte laut und unumwunden einzutreten, die aus der guten Nachricht Jesu schwingen.
Wir glauben, dass es geboten ist, gegen jeglichen Hass und gegen alle Hetze, die Menschen jedweder Coleur treffen mag, für Nächstenliebe einzutreten; dass es geboten ist, in allem Zweifel, aller Unsicherheit und Verbitterung, gemeinsam nach Perspektiven der Hoffnung zu suchen; dass es geboten ist, in die angsterfüllte Gegenwart einen Anker zu werfen, der Halt in einer dem Leben zugewandten Gemeinschaft anbietet.
Wir wollen helfen, Gesellschaft zu gestalten, statt Ängste zu verbreiten; Probleme zu lösen, statt Schuldige zu finden; demokratisches Leben zu stützen und zu stärken, statt es zu unterwandern.
Wir hoffen, auch in Zukunft, gemeinsam mit den Menschen innerhalb und außerhalb unserer Gemeinden, an sozialem Zusammenhalt und gerechter Teilhabe bauen zu können, Integration weiter zu üben und für freiheitliche Demokratie auf den Grundfesten der Verfassung zu streiten. Das kann aber nur gelingen, wenn unverhandelbar bleibt, was das Grundgesetz für unveräußerlich hält: die Würde des Menschen, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit, Recht auf Asyl, Gewaltenteilung und repräsentative Demokratie.
Wir erkennen, dass viele dieser Grundsätze ganz unmittelbar aus dem Evangelium erwachsen. Wir appellieren darum an das gläubige Herz genauso wie an den gesunden Menschenverstand und bitten alle Generationen unserer Gemeinde, unserer Stadt und unseres Landes um Besonnenheit.
Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, die jede und jeder Einzelne in Kirche und Gesellschaft trägt. Diese Verantwortung kann unseres Erachtens fruchtbar und gedeihlich nur unter den Prämissen der Nächstenliebe und Hoffnung wahrgenommen werden. Unsere an unseren kirchlichen Gebäuden sichtbar gemachte Losung „Glaube statt Misstrauen, Herz statt Hetze und Hoffnung statt Angst“ möge dafür ebenso wie die diesjährige Jahreslosung „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1 Kor 16,14) Wegweiser sein – im Umgang miteinander, in der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden sowie bei den anstehenden Wahlentscheidungen.
Der Kirchenvorstand des Alesius-Kirchspiels Leipzig