Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Lk 17,21
Liebe Gemeinde,
als Kind war ich immer fasziniert davon, einen Schatz zu finden. Besonders spannend fand ich den Gedanken, auf eine versunkene Stadt voll von Schätzen zu stoßen. Seltsame Artefakte, gerne ein Hauch Magie und eine Menge Gold. Den kindlichen Fantasien sind da keine Grenzen gesetzt. Es mag darum nicht verwundern, dass ich von Geschichten rund um El Dorado oder Atlantis angetan war. Versunken, verloren, voll von Schätzen längst vergangener Zivilisationen. Was für ein Erlebnis wäre es, diese zu finden.
Auch verborgen unter uns und nicht sofort für jeden sichtbar, so ist das Reich Gottes.
„Denn sehet, das Reich Gottes ist
mitten unter euch.“ (Lk 17,21)
Wie soll man dies auch angesichts des Chaos auf dieser Welt erkennen? Wenn ich mir die Welt so anschaue, sehe ich keine paradiesischen Zustände. Und doch sagt Jesus, das Reich Gottes ist mitten unter uns. Chaos, Übervorteilung, Konflikte, Hass, Tod, das ist es doch, was wir tagtäglich in der Welt sehen. So stelle ich mir den Himmel – auch auf Erden – jedenfalls nicht vor.
Ich denke, Jesus meint hier etwas anderes. Ihm ist bewusst, dass die Welt schon lange kein Paradies mehr ist. Aber er sagt ja klipp und klar, dass „das Reich Gottes unter euch ist“. Ist das Reich Gottes dann versteckt, wie El Dorado oder seit damals in den Wirren der Welt wie Atlantis versunken?
Ich denke, das Reich Gottes ist weder versunken noch versteckt. Es schimmert vielmehr zwischen den Zeilen unseres Lebens durch. Es ist dort, wo wir unserem Gegenüber mit offenen Herzen begegnen. Es wird dort in dieser Welt sichtbar, wo wir anders handeln, als die Welt es von uns erwartet. Wo Filmstars wie Keanu Reeves auf ein luxuriöses Leben verzichten und Millionen an Kinderkrankenhäuser und medizinische Forschung spenden. Wo zwischen Hass, Wut und Frust eine Umarmung einen trauernden Menschen tröstet. Wo jemand in Bus oder Bahn Platz für einen älteren Menschen macht. Wo Fremde sich anlächeln, anstelle misstrauisch zu schauen. Wir sollen nicht so sein wie die Welt, sondern so, wie Gott uns haben möchte. Wir sollen mitfühlend sein, einander vergeben und nicht durch Hass oder Wut unser Leben und das der anderen verschlechtern.
Das Reich Gottes ist also nicht nur etwas, auf das wir warten und an dem wir erst nach unserem Tod teilhaben können. Das Reich Gottes ist viel mehr, es ist mitten unter uns! Wir können es auch jetzt schon im liebevollen Umgang untereinander erleben und nicht nur das. Wir können an diesem Reich mitbauen, es in die Welt hineintragen. Und diesen großen Schatz ins Rampenlicht rücken, damit er nicht verborgen bleibt. Lasst uns Vorbilder in diesem Handeln sein und die Welt besser machen, indem wir am Reich Gottes mitbauen. Was für ein wunderbares Abenteuer, oder?
Ihr Vikar Christoph Möller